Gebäude, Gelände und Baugrund

Der Bestand als digitaler Zwilling

Auf der digitalBAU in Köln zeigten Jens Gabe (Landschaftsarchitekt, DGNB Consultant), Wilhelm Dresselhaus (Geschäftsführer Terra-Digital GmbH) und Klaus Holsmölle (Freiraum Landschaftsarchitekten Rabsilber Heckmann Giese) am Vectorworks-Messestand ihren Weg zum digitalen Abbild des Bestands.

Wilhelm Dresselhaus, Jens Gabe und Klaus Holsmölle (v. l. n. r.) auf der digitalBAU
Wilhelm Dresselhaus, Jens Gabe und Klaus Holsmölle (v. l. n. r.) auf der digitalBAU

Die Bestandsanalyse wird häufig unterschätzt. Dabei ist sie ein wesentlicher Faktor, wenn es um die Baugrundsicherheit geht. Da Bestandspläne oft noch in Papierform vorliegen und nicht aktuell sind, ist der Baugrund für den Bauherrn häufig ein großes Kostenrisiko.

Landschaftsarchitekt Jens Gabe hatte sich daher für ein Pilotprojekt, einen Stadtplatz, das Ziel gesetzt, eine digitale Bestandsanalyse durchzuführen. Gebäude, Gelände und Baugrund sollten digital aufgenommen werden und bearbeitbar sein und somit ein vollumfänglicher hybrider 2D/3D-Vermesserplan – ein digitaler Zwilling des Bestands - entstehen.

MODERNE VERMESSUNGSTECHNIKEN NUTZEN

Für das Projekt standen der Kommune nur alte Papier-Bestandspläne zur Verfügung. Auch der Vermesser im Feld löste die Frage ‚Was ist unter der Erde?‘ nicht. Bisher wurden daher mit dem Bagger Suchschlitze gegraben, aber auch das schafft nur sequenzielle Abhilfe.

Bei der Lösungssuche ist Jens Gabe auf die Firma Terra-Digital gestoßen, welche innovative Lösungen für Leitungsortung und Bodensondierung anbietet. Mit diesen modernen Vermessungstechniken können in einem Vorgang 2D- und 3D-Aufnahmen erstellt werden und ein georeferenzierter Vermesserplan entsteht. Mithilfe von Drohnenbefliegungen konnten die Gebäudestrukturen aufgenommen werden. Bodenradarsondierungen analysierten die Leitungen unter der Erde.

DIGITALISIERTE DATEN IN VECTORWORKS

Aufgrund der enormen Datenmengen war das Einlesen dieser Daten in Vectorworks eine große Herausforderung. Dipl. Ing. (FH) Landschaftsarchitektur Klaus Holsmölle stand daher für das Pilotprojekt als CAD-Experte zur Seite.

Die Punktwolke aus der Drohnenbefliegung ist aufgrund des enormen Datenumfangs zu groß für die normale Projektdatei. Daher wird das Shapefile verwendet, in welchem die Bestandsgebäude sowie Belagsflächen, Spielplätze, Parkplätze usw. digitalisiert sind. Alle Daten sind bereits in der Datenbank definiert.

Im Untergrund finden sich die Leitungen auf dem Marktplatz. Diese sind alle auf einer Klasse und Ebene angelegt. Um die Leitungen zu unterscheiden, können diese mithilfe der Datenvisualisierung in Vectorworks entsprechend der Datenbankinformation eingefärbt werden.

Für die Übergabe in ein BIM-Modell wird ein 3D-Repräsentationsobjekt benötigt. Hierzu wird ein 3D-Körper aus einem 3D-Polygon erstellt und es kann eine Kollisionsprüfung stattfinden. Über den Datenmanager können außerdem IFC-Daten verknüpft werden. Die Daten sind dann direkt im digitalen Zwilling verfügbar. Im Geländemodell wird sichtbar, wo die Leitungen liegen.

Der 3D-Vermesserplan kann außerdem als Referenzierungsgrundlage für Städtebau, Hochbau, Landschaftsarchitektur und Tiefbau genutzt werden. So sind für eine BIM-Planung alle Gewerke in einem gemeinsamen Referenzierungsplan zusammengefügt.