Architektur von Atelier 5 - Ein nachhaltiges Projekt von Losinger Marazzi

Big BIM in Bern

Wenn eine neue Version von Vectorworks erscheint, stellt der Hersteller jeweils ein besonderes Projekt aus den drei Bereichen Architektur, Landschaft und Entertainment vor. Dieses sogenannte „Signature Project“ wird als Leuchtturmprojekt für seine Branche gesehen. Für Architektur ist es in diesem Jahr ein Gebäude auf dem Areal an der Stauffacherstrasse 131 in Bern. Atelier 5 Architekten und Planer haben das charakteristische Gebäude im Norden der Stadt, das sich durch eine fortschrittliche ökologische Bauweise auszeichnet, komplett nach der BIM-Methode in Vectorworks Architektur geplant.

Architektur von Atelier 5
© Atelier 5
Architektur von Atelier 5 © Atelier 5

Unmittelbar ins Auge sticht die außergewöhnliche Lage in der Mitte des Autobahnkreuzes im Nordosten von Bern. Gut möglich, dass das Gebäude, das täglich auf drei Seiten von zahllosen Fahrzeugen und Zügen passiert werden wird, nach seiner Fertigstellung zum meistgesehenen Gebäude der Schweiz avanciert. Die spezielle Situation gibt Atelier 5 die Freiheit, aus dem Standort die charakteristische Form des Gebäudekomplexes abzuleiten. „Ein Kreisbogendreieck ist das Idealbild eines Körpers, der an allen Seiten vom Verkehr umflossen wird,“ erklärt Florian Lünstedt, Partner bei Atelier 5 und Projektleiter von BERN 131. „Das Areal bildet den nordöstlichen Auftakt für das neue, lebendige Mischquartier WankdorfCity und ist gleichzeitig eine eigenständige Insel im Verkehr.“

Losinger Marazzi hat das Gewerbe- und Dienstleistungsgebäude entwickelt und realisiert es als Totalunternehmerin. Die Swiss Prime Site hat das Gebäude Mitte Juli 2022 erworben. Losinger Marazzi verlangt herausragende Architektur als SNBS-Gold-zertifiziertes Gebäude mit funktioneller Fassade in einer Holz-/Beton-Hybridbauweise. Begegnungszonen sind ebenso wichtig wie Platz für die einheimische Flora.

Die abgestuften Sockelbauten der unteren Stockwerke und die Form der Attika sind direkt aus der Grundform abgeleitet. Die Gebäudestruktur aus Holz erlaubt Flexibilität und Wandlungsfähigkeit dank unterschiedlich großer, neutral erschlossener Einheiten auf den Geschossen. Die großzügige Terrasse im obersten Stock lädt dazu ein, den Blick über die Stadt Bern und die Alpen weiter im Süden schweifen zu lassen.

Essenzielle BIM-Planung

Der Einsatz von BIM war eine Vorgabe von Losinger Marazzi im Arbeitsprogramm des Projektwettbewerbs. Bereits während des Studienauftrags hat das Team von Atelier 5 mit einem 3D-Modell gearbeitet. „Form und Struktur des Gebäudes sind sehr komplex, weshalb wir das 3D-Modell in vielen Situationen zur Verdeutlichung und Überprüfung herangezogen haben. Ein Beispiel dafür ist die Fassade mit ihrer anspruchsvollen gerundeten Form“, sagt Anna Trifari, BIM-Managerin für das Projekt BERN 131 auf Seiten von Atelier 5. „Arbeiten in 3D funktioniert mit Vectorworks sehr gut,“ ergänzt Lünstedt. „Wir nutzen die intelligenten Werkzeuge bei fast allen unseren neuen Projekten. Wir sparen Zeit durch den Einsatz der spezialisierten Funktionen sowie durch automatische Schnitte und Ansichten.“

Architektur von Atelier 5 © Atelier 5

Mehrwert durch Auswertungen und Kommunikation

Das 3D-Modell dient auch unterschiedlichen Auswertungen. Bereits im Vorprojekt wurde es für Mengenermittlungen herangezogen. Losinger Marazzi verwendet es außerdem zur Unterstützung für Analysen wie Flächenangaben nach der SIA-Norm 416 und Mengenauszüge. Das digitale Gebäude wird auch in Zukunft zum Einsatz kommen, etwa bei der 3D-Koordination, für Ausschreibungen oder BIM2Field.

Architektur von Atelier 5 © Taao GbR.

Eine zentrale Rolle spielt das Vectorworks-Modell von BERN 131 beim erforderlichen Informationsaustausch unter den zahlreichen beteiligten Fachplanenden. „Im aktuellen Planungsprozess nutzen wir für den interdisziplinären Daten- und Informationsaustausch die Formate IFC und VWX. Für ein reibungsloses Issuemanagement lesen wir BCF-Dateien direkt in Vectorworks ein. Dadurch wird das anschließende Bearbeiten der Issues einfach in der Handhabung“, sagt Trifari. Voraussetzung für den beschriebenen Mehrwert sei es, die Datei von Anfang an sorgfältig zu strukturieren.

Planen mit dem BIM-Tool Vectorworks Architektur

Atelier 5 plant alle seine Projekte konsequent mit Vectorworks Architektur, vom Wettbewerb oder Studienauftrag bis zur detaillierten Ausführungsplanung. Für die Kollisionskontrolle und ähnliche Qualitätsprüfungen nutzt man BIMcollab Zoom. „Den Vorteil von Vectorworks sehen wir darin, dass die intelligenten BIM-Funktionen uns früh dazu zwingen, uns zu überlegen, wie wir Details in der Realität umsetzen“, sagt Lünstedt.

„Die intelligenten Werkzeuge können Arbeitsprozesse beschleunigen, zusammenfassen und dementsprechend vereinfachen. Die Strukturierung der Geschosse mit den Referenzebenen führt zu einem realitätsnahen Modell, das sich schnell an Änderungen im Planungsprozess anpassen lässt“, fügt Trifari hinzu.

Ökologische Bauweise

Zusätzlich zum hohen Energiestandard wurde der Energiebedarf des Holz-Hybrid-Gebäudes weiter gesenkt, indem das Atrium in der Gebäudemitte als Abluftplenum dient und sperrige Abluftkanäle und energieintensive Ventilatoren ersetzt. Weiter speichert die Gebäudemasse Wärme und Kälte. Intelligent gesteuerte Jalousien fangen im Winter die Sonne ein und halten im Sommer die Büros kühl. Flächen wie das Dach und die Brüstungen der Fassade, die mittels Photovoltaikanlagen der Stromerzeugung dienen, wurden so groß wie möglich gestaltet.

Atelier 5 Architekten und Planer

Bekannt wurde das von fünf Architekten gegründete Büro Atelier 5 in den frühen Sechzigerjahren mit der Siedlung Halen, die heute ein Schweizer Kulturgut von nationaler Bedeutung ist. Bis heute stellt das Büro den Menschen und seine individuellen Bedürfnisse ins Zentrum bei der Planung dauerhafter Gebäude, die mit Freude genutzt und immer wieder neu entdeckt werden können.

Architektur von Atelier 5 © DesignRaum