Wo stehen wir?

BIM in der Landschafts­architektur

BIM – Mittlerweile hat vermutlich jeder im Laufe der letzten zwei bis drei Jahre diese 3 Buchstaben gehört. Einige mussten sich schon tiefergehend damit auseinandersetzen, andere betrifft es derzeit noch nicht. Aber soviel sei schon gesagt, BIM kommt sicher. BIM ist die Abkürzung für Building Information Modeling. Es beschreibt eine Planungsmethode, die mit Bauteilen und Informationen ein Bauwerk von der Planung über den Bau und Betrieb bis zum Abbruch abbildet. Das Ganze als internationales (daher die englische Bezeichnung), herstellerunabhängiges Format. Mit BIM wird ein gewerkeübergreifendes 3D-Modell in der Planung zusammengebaut.

Autor: Klaus Holsmölle

BIM in der Landschaftsarchitektur
2D-Darstellung in Vectorworks
BIM in der Landschaftsarchitektur
3D-Darstellung in Vectorworks

Die Einführung von BIM als Planungsmethode ist vom BMVI als Ziel für öffentliche Bauaufträge festgeschrieben. Der große Vorreiter ist die Deutsche Bahn, die bereits für alle Bauprojekte die BIM-Planungsmethode vorschreibt. Aber auch einige Bauherren und Generalunternehmer sehen in dieser Planungsmethode einen Vorteil für sich und verpflichten die Planer zur Abgabe eines BIM-Modells. Damit sind bereits auch einige Landschaftsarchitekturbüros in der Pflicht, ihre Planungen als BIM-Modell einzubringen. Wenn Sie bisher also keinerlei Berührungspunkte hatten, kann sich dies durch einen Auftraggeber schnell ändern. Dann sollten Sie bereits vorbereitet sein!

Das BIM-Modell ist ein 3D-Modell. Sie zeichnen also nicht mehr 2D, sondern modellieren 3D. Das ist meines Erachtens die erste große Hürde. Aber, bei einem BIM-Modell handelt es sich um ein Arbeitsmodell und nicht um eine Visualisierung, wie Sie es beispielsweise aus Wettbewerben kennen. Das BIM-Modell dient als Austausch für alle Gewerke, um ihre Planung im Gesamtmodell einzufügen. Dabei wird durch einen BIM-Manager des Auftraggebers im Vorfeld schon festgelegt, welche Detailgenauigkeit pro Leistungsphase jeweils für das Modell gefordert ist.

Der zweite große Schritt ist die Auseinandersetzung mit der BIM-Methodik. Was bedeutet BIM und was bedeutet das für meine Arbeit im Büro. Neben der 3D-Darstellung erhalten die Bauteile zusätzlich Informationen, dafür steht das „I“ im Namen. Diese Informationen beschreiben ein Bauteil über einen textlichen Teil. Dabei wird ein Teil der Informationen automatisch aus dem System generiert. Wenn Sie eine Belagsfläche mit dem Belag/Weg-Werkzeug zeichnen, wird die Information „Weg“ automatisch angehängt. Ein anderer Teil muss/kann individuell ergänzt werden. Auch das legt der BIM-Manager im Vorfeld gemeinsam mit Ihnen fest. Diese Informationen können Sie für die eigene Arbeit, beispielsweise der Mengenermittlung oder Ausschreibung verwenden. Die Fachplanerkollegen nutzen die Daten, um ihre eigene Planung abzugleichen und auf Kollisionen zu prüfen.

Für die Landschaftsarchitektur stehen im Moment nur die Systematik der Hochbauarchitektur zur Verfügung. Um die Belange der Landschaftsarchitekten in Zukunft auch fachgerecht mit im BIM-Modell abzubilden (eine Pflanze gibt es im BIM-Modell noch nicht!), sind die grünen Verbände wie BDLA, VGL, FLL, BSLA und Jardin Suisse in Arbeitsgruppen organisiert, um dem normgebenden Verein Vorschläge für eine neue Systematik Landschaftsarchitektur zu unterbreiten.

BIM in der Landschaftsarchitektur
BIM-Modell

Sie brauchen also einen Plan, diese neue Planungsmethodik in Ihrem Büro einzuführen. Wenn Sie schon ein paar Jahre dabei sind, können Sie sich noch erinnern, als MiniCAD 1985 auf den Markt kam. Was haben Sie damals über die Einführung von CAD gedacht:

  • Brauchen wir ein CAD-System?
  • Damit kann man doch keinen Entwurf machen!
  • Das wird niemals das Zeichenbrett ersetzen.

Heute ist ein CAD-System Standardausstattung in jedem Planungsbüro. Mit BIM verhält es sich genauso. Im Moment betrifft es nur eine kleine Gruppe von Landschaftsarchitekten, die schon aktiv durch Bauherren ein BIM-Datenmodell abgeben müssen. Dabei loten sie aber genauso aus, was sie selbst für sich nutzen können. BIM wird kommen, bei allen! Da bin ich mir sicher.

Warten Sie nicht erst auf eine Anfrage. Beginnen Sie jetzt und legen Sie dafür einen Fahrplan fest:

  • Ein kleines Projekt aussuchen
  • 3D modellieren lernen (Geländemodell, Belag/Weg, Treppen, Mauern, Ausstattungen und Pflanzen)
  • Interne Planungsprozesse prüfen und gegebenenfalls aktualisieren
  • BIM-Struktur und Methodik verstehen
  • Überlegen, was es für das Honorar bedeutet
 

All das können Sie sich im Selbststudium beibringen oder Sie suchen sich einen guten Schulungspartner, der Sie in diesem Prozess begleitet. Große Planungsbüros haben oft eine kleine Abteilung innerhalb des Büros eingerichtet, die sich dem Thema angenommen hat. Aus solch einer Keimzelle wird dann das Wissen durch interne Schulungen weitergegeben. Besuchen Sie die Veranstaltungen der Verbände BDLA, FLL, VGL oder auch die BIM im Klartext Events und die HSR BIM-Tagungen. Hier werden viele Informationen weitergegeben, die über die Planung hinausgehen.

Das Wichtigste haben Sie bereits, wenn Sie diesen Bericht lesen – Sie nutzen Vectorworks. Schon 1985 ein BIM-Programm, war doch eine der Hauptfunktionen der 3D-Editor.

Klaus Holsmölle

Sehen Sie BIM als Chance für Ihr Büro. Sie haben die Möglichkeit, Ihre Vorgaben und Planungsabläufe zu prüfen und anzupassen. Nutzen Sie die Informationen auch für Ihren Planungsablauf, vielleicht stellen Sie sogar fest, dass Sie das schon viel früher hätten nutzen können. BIM treibt schon jetzt die Digitalisierung im Bauprozess voran. Immer mehr Anbieter nutzen das BIM-Modell, um die Informationen für Sie bereit zu stellen. All diese Werkzeuge können Ihnen in Zukunft helfen, die Aufgaben der Planung und Bauleitung schneller und effektiver zu gestalten.

Es ist eine Investition. Sie benötigt Zeit, Geld, Ressourcen und am Anfang mit Sicherheit auch einige Nerven. Aber im Laufe des Weges wird Ihr Büro immer wettbewerbsfähiger werden.

Zum Autor

Klaus Holsmölle, Dipl. Ing. (FH) Landschaftsarchitektur, Mitarbeiter im Planungsbüro Freiraum Rabsilber + Heckmann, Mitglied im BDLA und im FLL Arbeitskreis „BIM in der Landschaftsarchitektur“, BIM Consultant – Schulungen zur Einführung von BIM in Planungsbüros.

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